Erste-Hilfe am Hund - Notfälle erkennen und richtig handeln
Niemand möchte gesundheitliche Notfälle beim eigenen Hund erleben. Aber falls es doch einmal zu einem Unglück kommt, ist es wichtig, vorbereitet zu sein. Hier findest du die wichtigsten Informationen, um schnell einschätzen zu können, wie schwerwiegend die Situation ist und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen nötig sind:
Kreislauf und Puls
- Puls messen: Mittel- und Zeigefinder an die Oberschenkelinnenseite deines Hundes legen. Dort kannst du die beinschlagartige Arterie ertasten und den Puls fühlen.
- Schleimhautfarbe überprüfen: Die Farbe der Schleimhäute prüfst du am besten am Zahnfleisch oder an den Bindehäuten. Drücke leicht auf Zahnfleisch oder Bindehaut – innerhalb von zwei Sekunden sollte die Farbe wieder von weiß zu rosa gewechselt haben.
- Hecheln: Hunde hecheln, um sich abzukühlen. Hier darf das nicht mit schneller Atmung verwechselt werden.
Bewusstsein und Verhalten
- Ernstfall: Dein Hund krampft oder kann nicht mehr stehen. Sofort zum Tierarzt!
- Warnzeichen: Dein Hund hält den Kopf schief, liegt viel, humpelt oder hat geschwollene Gelenke. Das solltest du so schnell wie möglich vom Tierarzt abklären lassen!
Atmung
- Kritische Symptome: Beschleunigte Atmung kann das Ergebnis verfälschen. Bei gesunden Hunden heben sich Brust- und Bauchwand beim Einatmen gleichermaßen. Kritisch wird es, wenn sich die Atmung deutlich auf Brust oder Bauch verlagert.
- Gefahrensignal: Hat dein Hund knallrote, gelbliche, bläuliche oder sehr blasse (porzellanweiße) Schleimhäute oder viele kleine blutrote Punkte, dann stimmt etwas nicht. Teste, wie oben beschreiben, die Schleimhäute – und dann ab zum Tierarzt.
Weitere Hinweise für einen lebensbedrohlichen Notfall
- Körpertemperatur über 41 °C oder unter 36 °C.
- Pappiges und klebriges Zahnfleisch – eine Hautfalte verstreicht nur langsam oder gar nicht.
- Stark aufgeblähter, fester Bauch, erfolgloses Würgen (Anzeichen für Magendrehung).
- Abwehr bei Berührungen, starke Unruhe, Schreien, Gebetsstellung (starke Schmerzen).
- Vergiftungen oder schwere Verletzungen.
Erste-Hilfe am Hund – Handle richtig!
Hoffentlich kommst du nie in diese Situation aber wenn doch, kannst du deinem Hund das Leben retten!
Reanimation Erste Hilfe
Fühlst du keinen Puls oder Herzschlag und siehst keine Atemzüge? Dann können Mund-zu-Nase-Beatmung und Herzmassage das Leben deines Hundes retten. So solltest du vorgehen:
- Allein: Herzmassage und beatmen, immer im Wechsel.
- Zu zweit: Beide Maßnahmen parallel durchführen, bis das Herz wieder schlägt.
Notfall melden
Konntest du deinen Hund zurückholen, dann muss er jetzt schleunigst untersucht werden! Halte stets Telefonnummer und Adresse der nächsten Tierarztpraxis und -klinik bereit.
Gib am Telefon präzise Informationen über deine Beobachtungen (Was? Seit wann?) und wichtige Details zu deinem Hund (Alter, Rasse, Geschlecht, Kastrationsstatus, aktuelle und frühere Behandlungen).
Mund-zu-Nase-Beatmung – wie geht das?
- Öffne das Maul und entferne Fremdkörper, Erbrochenes oder Blut.
- Strecke den Hals und ziehe die Zunge weit heraus.
- Setzt keine Atmung ein, schließe das Maul, dichte die Nase mit den eigenen Lippen ab (eventuell mit einem luftdurchlässigen Tuch dazwischen) und puste alle fünf Sekunden hinein, sodass sich der Brustkorb hebt.
Herzmassage – so funktioniert es
- Große Hunde: In die rechte Seitenlage bringen und mit beiden gestreckten Armen 120 Mal pro Minute den Brustkorb um ein Drittel eindrücken. Rhythmus-Tipp: „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees.
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Kleine Hunde: Achte darauf, den Brustkorb nicht über die Hälfte einzudrücken. Nutze zwei Finger oder drücke (bei sehr kleinen Hunden) den Brustkorb zwischen Daumen und Fingern zusammen.
Achtung: Bei kleinen Hunden ist weniger Luft erforderlich.
Weitere Maßnahmen vor oder während der Fahrt in die Klinik
- Bei stark blutenden Wunden einen Druckverband anlegen.
- Offene Wunden mit feuchten Tüchern abdecken oder verbinden.
- Unterkühlte Hunde in eine (Thermo-)Decke hüllen oder im Arm/auf dem Schoß halten.
- Das Fell überhitzter Hunde mit kühlem Wasser tränken.
Pupillenreaktion prüfen
- Machen Erste-Hilfe-Maßnahmen noch Sinn? Wenn weder Herzschlag noch Atmung vorhanden sind, halte die Augen des Hundes zu und leuchte dann mit einem hellen Licht hinein. Die Pupille sollte sich punktförmig verengen und dann schnell wieder weiten.
Nottransport
- Enge deinen Hund bei Atemnot nicht ein! Idealerweise transportierst du deinen Liebling mit einer weiteren Person in den tierärztlichen Notdienst.
- Wenn er kann, darf dein Hund (an der Leine) selbst gehen.
- Lege ihm einen Maulkorb oder Maulschlinge an, da er bei Angst oder Schmerzen schnappen kann.
- Kreislaufschwache Tiere: In rechter Seitenlage transportieren, eventuell mit leicht erhöhtem Hinterteil. Bei bewusstlosen Hunden sollte das Maul der tiefste Punkt sein und die Zunge heraushängen.
- Wirbelsäulenverletzung: Verwende eine Trage, Platte oder straff gespannte Decke.
- Tragen (große Hunde am besten zu zweit): Greife mit einem Arm unter die obere Brust vor den Vorderbeinen und mit dem anderen unter den Bauch vor den Hinterbeinen.
- Gebrochene Gliedmaßen: Vorsichtig mit einem stabförmigen Gegenstand schienen.
Damit du einen Notfall auch schnell als solchen erkennst macht es Sinn, dass du bei deinem gesunden Hund schon auf folgende Dinge achtest. Wenn du beispielsweise weißt, wie viele Atemzüge er in der Ruhephase pro Minute macht, wenn es ihm gut geht, dann siehst du auch schnell, wenn etwas nicht stimmt.
Hiernach kannst du dich richten:
Hunde-Spezifikation
1. Temperatur: 37,5° - 39,0° - Welpen auch bis 39,5°
2. Atmung: 10 - 30 Atemzüge pro Min bei großen Hunden
30 - 50 Atemzüge pro Min bei kleinen Hunden oder Welpen
3. Puls: 70 - 140 Schläge pro Min.
bis 180 Schläge pro Min. bei kleinen Hunden
bis 220 Schläge pro Min. bei Welpen
4. Schleimhautfarbe: rosa
5. Kapillare: bis 2 Sekunden
6. Dehydration: Haut im Schulter-Nackenbereich langsam hochziehen bis sich eine Falte bildet. Nach dem Loslassen sollte diese sofort wieder verschwinden.